top of page

KI-Integration im Blindflug: Warum vielen Unternehmen das Fundament fehlt

  • cmessina53
  • 27. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

In vielen Unternehmen herrscht derzeit hektische Betriebsamkeit rund um das Thema Künstliche Intelligenz. Die Geschäftsleitung diskutiert über Agenten, Automatisierung und neue Geschäftsmodelle. Der Druck, „etwas mit KI zu machen“, ist spürbar. Doch während man sich an der Oberfläche mit visionären Anwendungsfällen beschäftigt, fehlt es im Fundament an Klarheit, Struktur und Governance.


Zwei kleine Beispiele zeigen, wie verbreitet dieser Missstand ist: Die meisten Unternehmen haben bislang keinerlei verbindliche Richtlinien zum Umgang mit GPTs eingeführt. Mitarbeitende nutzen ChatGPT oder Copilot-Lösungen individuell und ungesteuert – etwa zum Schreiben von E-Mails, Zusammenfassungen oder Angebotsvorschlägen. In vielen Fällen weiß niemand mehr, ob eine Kundenantwort tatsächlich noch von einem Menschen stammt oder ob sich nicht längst zwei Sprachmodelle automatisch unterhalten. Diese Realität gehört mittlerweile in jedes Risikomanagement und sollte dringend Teil der internen Governance werden.


Gleichzeitig verfügen fast alle Unternehmen über Microsoft 365 – und damit über Power Platform-Werkzeuge wie Power Automate und Power Apps. Die technischen Grundlagen für einfache, aber wirkungsvolle Prozessautomatisierungen sind vorhanden. Trotzdem bleiben diese Potenziale oft ungenutzt, während gleichzeitig groß über „autonome Agenten“ oder generative KI-Strategien gesprochen wird. Es ist, als würde man das Dach eines Hauses planen, ohne zuvor das Fundament gegossen zu haben.


Ironischerweise sind viele dieser Unternehmen nach ISO 9001 zertifiziert. Sie kennen Prozesse, Auditzyklen, QM-Handbücher. Doch im Bereich Künstliche Intelligenz fehlt ein vergleichbarer struktureller Rahmen. Die neue Norm ISO/IEC 42001, die erstmals ein Managementsystem für KI beschreibt, ist in der Praxis kaum bekannt – obwohl sie genau die Antworten liefert, die heute fehlen: Wie werden Risiken identifiziert? Wer trägt Verantwortung? Wie sieht ein überprüfbarer Entscheidungsprozess aus, wenn KI beteiligt ist?


Statt sich vor allem auf die sichtbare Spitze des Eisbergs zu konzentrieren – etwa auf Chatbots oder die automatische Textgenerierung – braucht es ein unternehmensweites Verständnis für die viel größere Masse unter der Wasseroberfläche: Datenqualität, Rollenklärung, Dokumentation, Kontrolle und Weiterentwicklung. Die Einführung von KI ist kein Schnellschuss, sondern ein unternehmensweiter Veränderungsprozess. Sie betrifft nicht nur IT oder Innovation, sondern Organisation, Kultur und Verantwortung.

KI-Governance ist kein Luxus. Sie ist der notwendige Rahmen, damit sich Chancen in nachhaltige Lösungen verwandeln – und aus Begeisterung keine unbeabsichtigten Risiken werden.

 
 
 

Kommentare


bottom of page